Forschungshighlights des Fraunhofer FEP

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Impfstoffe zuverlässig inaktivieren mit Elektronenstrahlen

Zur Herstellung von sogenannten Tot-Impfstoffen (wie z. B. gegen Grippe-, Polio- oder Hepatitis A-Viren) werden bereits seit den 1950er Jahren toxische Chemikalien wie Formaldehyd verwendet, um die Erreger zu inaktivieren. Durch die zum Teil mehrere Wochen andauernde chemische Behandlung wird ein großer Anteil jener Oberflächenstrukturen der Erreger zerstört, die das Immunsystem nach der Impfung erkennen und entsprechend attackieren soll. Die so hergestellten Impfstoffe müssen entweder in sehr hohen Konzentrationen verabreicht oder in regelmäßigen Abständen aufgefrischt werden, um einen ausreichenden Schutz zu bieten. Dies erschwert ihren Einsatz insbesondere in ärmeren und strukturschwachen Ländern.

Das Fraunhofer FEP forscht bereits seit einigen Jahren mit weiteren Partnern erfolgreich am Einsatz der Elektronen­strahltechnologie in der Medizintechnik. Die dabei verwendete niederenergetische Inaktivierung der Krankheitserreger mit Elektronenstrahlen (LEEI - Low Energy Electron Irradiation) kann auch für eine besonders schonende Herstellung von Impfstoffen genutzt werden. Die meisten Impfungen beruhen auf Totimpfstoffen, bei denen die Viren inaktiviert, also an der weiteren Vermehrung gehindert werden. Die Erreger können im Patienten nun keine Krankheiten mehr verursachen. Dennoch erkennt das Immunsystem sie und bildet die entsprechenden Antikörper und damit einen wirksamen Schutz. Üblicher­weise müssen die Erreger mehrere Tage in Formaldehyd lagern, bis sie inaktiviert sind. Dieser Zeitaufwand ist kostspielig und für die Industrie ein Nachteil. Zudem greift es auch die Proteine der Viren an, gegen die das Immunsystem Antikörper bildet. Es verändert die Viren also und damit sinkt die eigentliche Wirksam­keit des Impfstoffs. Aktuell wird an einer alternati­ven Technologie unter Verwendung niederenergetischer Elektronenstrahlen gearbeitet. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Technologie grundsätzlich auf verschiedenste Virusarten wie z. B. Influenza oder PRRSV - „Porcine Reproductive and Respiratory Syn­drome Virus“ sowie andere Erregerarten (Bakterien, Parasiten) anwendbar ist. Durch die Bestrahlung wird die zur Vermehrung notwendige Erbsubstanz der Viren zerstört. Im Gegensatz zur chemischen Inaktivierung mit zum Beispiel giftigem Formaldehyd bleiben jedoch die für die Immunantwort wichtigen Oberflächenstrukturen erhalten. Der Körper kann dadurch deutlich spezifischere Antikörper gegen den Erreger bilden und ist somit besser geschützt. Im Ergebnis könnten geringere Dosen zur Impfung eingesetzt werden. Außerdem reichen dank dieser Technologie dann statt mehreren Tagen oder gar Wochen einige Millisekunden aus, um die Viren oder Bakterien zu inaktivieren. Weiterer Vorteil der Bestrahlung mit niederenergetischen Elektronen ist, dass sie auch in jedem Labor durchgeführt werden kann. Innovative Medizinprodukte können durch niederenergetische Elektronen ebenfalls effektiv sterilisiert werden. Vorstellbar sind beispielsweise künstliche Kniegelenke mit integrierter Elektronik zur Erfassung der Abnutzung oder Implantate wie Herzklappen mit neuartigen Materialkombinationen inklusive biologischen Geweben, die für ihren Einsatz sterilisiert werden müssen

© Fraunhofer FEP
Flexibles Dünnglas mit Antireflexbeschichtung.

Ultradünnes und rollbares Glas für flexible Elektronik und neue Dünnschichtbeschichtungsverfahren

Dünnglas ist dünner als ein Blatt Papier und so flexibel, dass es auf Rollen gewickelt werden kann. Es kann so in vielen smarten Produkten Dünnglas gleichzeitig als Substrat und als Verkapselung eingesetzt werden, wie z.B. in Smartphones, in gekrümmten Displays, in OLED-Lichtquellen, in der Photovoltaik oder in Verglasungen.

Als kompetenter Partner in der Technologieentwicklung ist Fraunhofer FEP dafür bekannt, die Grenzen von neuen Materialien zu testen und diese gleichzeitig für Marktanforderungen zu optimieren. Ultradünnes bzw. flexibles Glas ist ein relativ neues Material mit einer niedrigen Substratrauheit und exzellenten Oberflächeneigenschaften, die sich deutlich von konventionellen Kunststoffoberflächen abheben. Dazu bietet es hervorragende Möglichkeiten für die Abscheidung von transparenten leitfähigen Schichten, die für eine Vielzahl von Anwendungen in der High-Tech Elektronik unabdingbar sind.

Mit den bisherigen Erfahrungen und Kompetenzen in der Entwicklung von Dünnschicht-Beschichtungsverfahren für ultra-dünnes Glas und dessen Integration in organische und hybride Elektronik ist das Fraunhofer FEP einer der führenden Forschungspartner. Schwerpunkte der Forschung sind Sheet-to-Sheet und Rolle-zu-Rolle Abscheidungsverfahren, um die Anwendung dieses Substrates in Hightech-Geräten zu ermöglichen. Außerdem werden Konzepte zur Anpassung der Vakuumprozesse und Handling-Konzepte für das Dünnglas entwickelt und die optimale Anpassung des Maschinendesigns für großflächige Beschichtungen erarbeitet. Die Glasvorbehandlung spielt allem voran eine große Rolle für spätere Beschichtungsschritte.

© Fraunhofer FEP, Foto: Ronald Bonss
Photobioreaktor des Fraunhofer FEP im Labormaßstab zur Kultivierung von Cyanobakterien unter definierten Licht-, Temperatur- und Gasbedingungen

Biobeton: Klimafreundlicher Baustoff aus Cyanobakterien

Im Projekt „BioCarboBeton“ erforscht das Fraunhofer FEP gemeinsam mit dem Fraunhofer IKTS die Entwicklung nachhaltiger Baumaterialien. Basis des Biobetons sind Cyanobakterien, die durch Fotosynthese CO₂ in Kalksteinstrukturen umwandeln. Dieses Verfahren bindet CO₂ im Material und vermeidet damit Emissionen, wie sie bei herkömmlichem Beton entstehen.

Herausforderung der Bauindustrie

Zement ist die Hauptkomponente von Beton, dessen Produktion 2018 in Deutschland etwa 20 Millionen Tonnen CO2 emittierte. Dies entspricht rund zehn Prozent der Industrieemissionen. Das Projekt »BioCarboBeton« zielt darauf ab, diesen Umweltschaden zu reduzieren, indem ein biologisch induziertes Verfahren zur Herstellung von Baustoffen genutzt wird.

 

Funktionsweise des Verfahrens

Cyanobakterien, auch Blaugrünbakterien genannt, produzieren durch Fotosynthese Kalkstein. Der Prozess der Mineralisierung ähnelt den natürlichen Vorgängen, die bereits vor 3,5 Milliarden Jahren stattfanden. Dieser Prozess wurde von den Forschern technisch simuliert, um umweltfreundliche Materialien zu entwickeln.

 

Herstellung und Anwendung

Die Kultivierung erfolgt in lichtdurchlässigen Formen, um den Bakterien Fotosynthese zu ermöglichen. Durch Zusatz von Calcium und CO2 wird die Mineralisierung unterstützt. Das Ergebnis sind Festkörper aus biogenem Calciumcarbonat, die in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden können.

 

Einsatzmöglichkeiten von Biobeton

Biogene Baumaterialien bieten eine Vielzahl von Anwendungen in der Bauindustrie:

  • Dämmmaterialien
  • Ziegel und Mörtel
  • Fassadenputze und Verschalungen

Durch die Auswahl und Kombination der Füllstoffe lässt sich das Material optimal an verschiedene Bauanforderungen anpassen.

 

Nachhaltige Nutzung von Rohstoffen

Das Verfahren nutzt industrielles Abgas als CO₂-Quelle und kann mit recycelten Materialien wie Bauschutt oder nachwachsenden Rohstoffen kombiniert werden.

 

Ziele des Projekts

Ein zentrales Ziel des Projekts ist die Skalierung der Produktion und die Entwicklung unterschiedlicher Materialeigenschaften, um eine wirtschaftliche Fertigung der Bio-Baustoffe zu ermöglichen. Dabei wird auch an nachhaltigen CO2-Quellen aus industriellen Abfallgasen und an der Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen gearbeitet.

Technologien für Wasserstoff in der Energiewende

Die Wasserstofftechnologie spielt eine zentrale Rolle für die Energiewende und ist ein Schlüssel zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zur Speicherung erneuerbarer Energien. Fraunhofer FEP engagiert sich aktiv in der Forschung und Entwicklung neuer Verfahren, die Wasserstoff nachhaltig und kosteneffizient nutzbar machen.

 

Fortschrittliche Beschichtungstechnologien für die Wasserstoffwirtschaft

Effiziente Beschichtung durch plasmaaktivierte Elektronenstrahlverdampfung

Um Wasserstoff wirtschaftlich und nachhaltig zu nutzen, sind hochwertige und langlebige Komponenten wie Bipolarplatten unerlässlich. Unsere plasmaaktivierte Elektronenstrahlverdampfung bietet hier eine ideale Lösung. In unserer Pilotanlage beschichten wir Bipolarplatten hocheffizient, was für eine langzeitstabile Funktion in Elektrolyseuren und Brennstoffzellen sorgt. Dieses Verfahren ermöglicht nicht nur eine hervorragende Schichtqualität, sondern auch hohe Durchsatzraten – ein entscheidender Schritt zur Skalierung der Wasserstoffproduktion.

 

Rolle-zu-Rolle-Verfahren für massentaugliche Produktion

Unsere Beschichtungsverfahren erlauben die Bearbeitung großer Metallbänder im Rolle-zu-Rolle-Verfahren. Dies beschleunigt die Produktion, reduziert Kosten und macht die Wasserstofftechnologie bereit für den Massenmarkt. Die Beschichtung vor dem Prägeprozess sichert dabei die nötige Umformbarkeit und Qualität der Schichten, was maßgeblich zur Effizienz des gesamten Herstellungsprozesses beiträgt.

 

Elektronenstrahl- und Plasmatechnologien – flexible Anwendungen

Fraunhofer FEP entwickelt seit Jahrzehnten fortschrittliche Elektronenstrahl- und Plasmatechnologien. Diese kommen heute in einer Vielzahl von Anwendungen der Wasserstoffwirtschaft zum Einsatz:

  • Dünnschichtelektrolyte für Hochtemperaturelektrolyse und Festoxid-Brennstoffzellen (SOFC): Unsere Technologien ermöglichen die Herstellung dünner, aber extrem stabiler Schichten, die in HTE und SOFC-Anwendungen die Effizienz und Lebensdauer verbessern.
  • Schutzschichten für PEM-Brennstoffzellen: Unsere flexiblen Beschichtungen schützen wichtige Komponenten wie Bipolarplatten in PEM-Zellen und erhöhen deren Beständigkeit in aggressiven chemischen Umgebungen.
  • Innovative Oberflächenmodifikation für Energiespeicher: Elektronenstrahl-unterstützte Verfahren zur Synthese von Nanopartikeln und Beschichtung elektrisch leitfähiger Polymere bieten wegweisende Alternativen für Batterien und Brennstoffzellen.

Forschung für eine nachhaltige Zukunft

Am Fraunhofer FEP treiben wir nicht nur die Technologien für die Herstellung und Nutzung von Wasserstoff voran, sondern auch deren Anwendung in der realen Welt. Von der Mobilität bis zur Industrie schaffen unsere Entwicklungen neue Möglichkeiten, Wasserstoff intelligent und nachhaltig einzusetzen.

Beispiele für unsere Forschungsschwerpunkte:

  • Dichtungen für Brennstoffzellen: Mittels Elektronenstrahlprozessen optimieren wir Dichtungen aus Polymer, um sie für den langfristigen Einsatz in Brennstoffzellen robust und widerstandsfähig zu machen.
  • Plasma-chemische Synthese für grüne Rohstoffe: Unsere Forschungen umfassen die Synthese von Energiespeichern und Rohstoffen, die für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft unverzichtbar sind.

Weitere Anwendungsbereiche:

  • Schutzschichten und thermische Barrieren für Wasserstoff-Turbinen und Brennstoffzellen.
  • Nanopartikel für die Effizienzsteigerung in PEM-Brennstoffzellen.
  • Mobil einsetzbare Umwelttechnologien mit unseren Testständen, wie dem TABEA, zur Unterstützung der Entwicklung in der Wasserstoffwirtschaft.
© Fraunhofer FEP
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Hocheffiziente, kompakte und mobile Anlage zur Saatgutbehandlung vor Ort.

Gesundes Saatgut vor Ort produzieren

Die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit gesunden Nahrungsmitteln ist eine enorme Herausforderung, deren Lösung früh in der Produktionskette beginnt. Neben etablierten  chemischen Beizmitteln existiert ein umweltfreundliches, rein physikalisches Verfahren basierend auf der keimabtötenden Wirkung beschleunigter Elektronen zur effektiven Desinfektion von Saatgut.

Vor über 15 Jahren wurde ein erfolgreiches Verfahren entwickelt, um Saatgut sowie Futtermittel innerhalb von Sekunden zuverlässig von Krankheitserregern zu befreien. Es nutzt niederenergetische Elektronen, um Pathogene dauerhaft zu deaktivieren und ist rein physikalisch - Krankheitserreger können daher keine Resistenzen ausbilden. Am Saatgut verbleiben keine chemischen Rückstände, sodass bspw. nicht ausgebrachtes Saatgut bedenkenlos verfüttert werden kann.

Treffen die energiereichen Elektronen im Wirkbereich auf Schadorganismen, werden diese effektiv abgetötet. Bei der Elektronenbehandlung wird sichergestellt, dass diese nur so tief in die Samenschale eindringen, dass ein Einfluss auf den Embryo und das Endosperm im Inneren des Saatkorns nachweislich ausgeschlossen werden kann. Diese sichere, chemiefreie Behandlung wurde in mehreren Entwicklungsprojekten mit unabhängigen Instituten und Unternehmen nachgewiesen und seit Jahren zur Saatgutproduktion für große Volumina und hohen Durchsatz eingesetzt.

Zur chemiefreien Keimabtötung bei Saatgut im landwirtschaftlichen Sektor wurde am Fraunhofer FEP 2016 eine neue, mobile Anlagengeneration entwickelt, die die effektive, ressourcenschonende und umweltfreundliche Saatgutbehandlung für kleinere bis mittlere Durchsätze wirtschaftlich ermöglicht. Diese nutzt ein innovatives Konzept mit einer ringförmigen Elektronenquelle, welche den Einsatz der eingebrachten Energie senkt und die  wirt­schaftliche Effizienz des Verfahrens gegenüber Anlagen mit zwei Elektronenquellen steigert. Bereits ab 2017 wird diese Technologie für die industrielle Saatgutproduktion kleiner bis mittlerer Mengen auch im ökologischen Landbau verfügbar sein.

© Fraunhofer FEP, Fotograf: Jürgen Lösel
Bis 50 °C beheizbare, 1200 mm breite Schlitzdüse zum kontaktlosen Beschichten empfindlicher Substrate.
© Fraunhofer FEP, Fotografin: Anna Schroll
Anwendungsbeispiel einer transparenten Barrierefolie.

atmoFlex - Dünnschichttechnologien zur Beschichtung von Kunststofffolien

Aufgrund des geringen spezifischen Gewichtes, der kostengünstigen Herstellung und der einfachen Prozessierung werden Kunststofffolien in vielen Industriezweigen eingesetzt. Um die Folien in ihren Eigenschaften noch besser an die jeweiligen Anwendungen anzupassen, finden Modifikationen der Volumeneigenschaften oder Oberflächenbeschichtungen statt. So können z.B. Verpackungsfolien mit transparenten Barriereschichten ausgestattet werden oder Druckfarben und Lacke mit niederenergetischen Elektronen ausgehärtet werden.

Am Fraunhofer FEP werden seit vielen Jahren erfolgreich Dünnschichttechnologien zur Beschichtung von Kunststofffolien entwickelt. Grundlage hierfür sind Rolle-zu-Rolle-An­lagen, die Entwicklungen von Schichtsystemen vom Labormaßstab, über Bemusterun­gen bis hin zur ersten Pilotfertigung für industrielle Anwendungen ermöglichen. Seit 2016 ist das neue Anlagenkonzept atmoFlex in Betrieb, das den Anlagenpark des Fraunhofer FEP um die Möglichkeit von Atmosphärendruckprozessen erweitert. Auf der Anlage können Folien für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete beschichtet werden: von dekorativen Folien für Möbel bis hin zu Hochbarriereschichten für Lebensmittelverpackungen oder organische Elektronik. Spezielle Modifikationen im Bahnlaufkonzept erlauben die Verwendung von Glättungs- bzw. Prägefolien, damit zum Beispiel extrem glatte Oberflächen oder Dekorfolien für Möbel hergestellt werden können. Üblicherweise sind hohe Temperaturen bei der Trocknung der Lacke notwendig, die jedoch die sehr dünnen Substratfolien beeinträchtigen könnten. Daher wurde bei der atmoFlex auf ein alternatives Trocknungs- bzw. Vernetzungsverfahren gesetzt. So werden jetzt Elektronenstrahlen zum Vernetzen von Lacken und auch zur Oberflächen­behandlung genutzt. Die Elektronenstrahlen können Schichten durch eine darüber aufgebrachte Schutzfolie hindurch vernetzen. Eine Bearbeitung unter Reinraumbedin­gungen ist daher nicht notwendig, um partikelfreie Schichten zu erhalten.

Neben Kunststofffolien können mit der Anlage auch Beschichtungen von anderen flexiblen Substraten wie Metallfolie, Dünnglas oder Textilien bearbeitet werden. Die Substrate können mit einer Breite von bis zu 1250 mm verarbeitet werden bei einer Prozessgeschwindigkeit von bis zu 150 Metern pro Minute. Der modulare Charakter der Anlage bietet für die Zukunft genügend Möglichkeiten, technologische Erweiterun­gen zu integrieren und neue Prozesse zu erforschen.

Tiefergehend wird in Bereich der Beschichtung flexibler Substrate auch das Zusammenspiel einzelner Technologien - konkret die Herstellung optimierter Permeationsbarrie­reschichtsysteme für Funktionsfolien aus elektronenstrahlvernetzten Lackschichten in Kombination mit PVD-Schichten erforscht. Neben der Permeationsbarrierewirkung sind insbesondere die optischen Eigenschaften Schwerpunkt der Forschung. Mit der vorhandenen neuen Anlage atmoFlex können empfindliche und extrem dünne Vakuumbeschichtungen zum Beispiel direkt mit unter Normalatmo­sphäre aufgebrachten Lackschichten geschützt werden. Solche Kombinationsschichten sind sogar im Außeneinsatz zuverlässig verwendbar.

© elfolion GmbH
Basisausführung des gewebebasierten Stromkollektors in Aluminium und Kupfer
© Fraunhofer FEP, Fotograf: Jürgen Lösel
novoflex® 600 Rolle-zu-Rolle Pilotbandbeschichtungsanlage, auf der der neue Prozess zur Abscheidung kolumnarer Siliziumschichten entwickelt wird

Projekt „revoLect“: Innovative Elektroden für Lithium-Ionen-Batterien

Im Rahmen des Förderprojekts „revoLect“ arbeiten Fraunhofer FEP und sieben weitere Partner aus Industrie und Wissenschaft an der Entwicklung ressourcenschonender und effizienterer Lithium-Ionen-Batterien (LIB). Dieses Projekt zielt darauf ab, zwei wesentliche Innovationen voranzutreiben: den Ersatz konventioneller Metallfolien durch metallisierte Gewebestrukturen als Stromsammler sowie die Implementierung von reinem Silizium als Anodenmaterial.

Zielsetzung des Projekts

Das Projekt „revoLect“ verfolgt das übergeordnete Ziel, die Leistung von Lithium-Ionen-Batterien durch innovative Materialien und Technologien zu verbessern. Insbesondere soll der Materialverbrauch verringert und die Energiedichte der Batterien erhöht werden, um den steigenden Anforderungen der Elektromobilität und stationären Energiespeicherung gerecht zu werden. Derzeit haben etwa 16 % der neuzugelassenen PKW in Deutschland einen Elektroantrieb, was die Dringlichkeit innovativer Lösungen verdeutlicht.

 

Technologischer Fokus

  1. Ultraleichte Gewebestrukturen

    Im Projekt wird eine neuartige Technologie entwickelt, bei der ultraleichte Gewebe aus Glas- und Carbonmaterialien als Basis für Stromkollektoren dienen. Diese Gewebe bieten signifikante Vorteile, darunter einen reduzierten Materialeinsatz und eine größere aktive Oberfläche, die die Energieeffizienz der Batterien verbessert. Die Partnerunternehmen, darunter Porcher Industries Germany GmbH und die Technische Universität Dresden, bringen spezialisierte Fachkenntnisse in der Fertigung dieser Gewebe ein.
  2. Silizium als Anodenmaterial

    Ein zentraler Aspekt des Projekts ist der Einsatz von reinem Silizium als Anodenmaterial. Die Entwicklung effizienter Verfahren zur Abscheidung von Silizium auf den Gewebestrukturen stellt eine technische Herausforderung dar. Hierbei wird darauf abgezielt, die gravimetrische Energiedichte der Anoden zu maximieren, um die Gesamtleistung der Batterien signifikant zu steigern.

 

Prozessentwicklung und Charakterisierung

Das Projekt umfasst die Anpassung bestehender Produktionsprozesse zur Verarbeitung der neuen gewebebasierten Materialien. Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen entwickelt beispielsweise Verfahren zur Beschichtung der Gewebe mit Elektrodenmaterialien auf Slurrybasis. Parallel dazu wird die Technische Universität Bergakademie Freiberg die entwickelten Komponenten charakterisieren und Mikrostruktur-Eigenschaft-Korrelationen ableiten.

Die abschließende Prüfung der Batterieleistung erfolgt durch CUSTOMCELLS®, die die neuen Substrate unter industrieüblichen Bedingungen beschichten und die elektrochemischen Eigenschaften der resultierenden Zellen evaluieren.

 

Der Beitrag des Fraunhofer FEP

Im Projekt revoLect verfolgt das Fraunhofer FEP das Ziel, ein Verfahren zur Abscheidung von Silizium auf Gewebestrukturen zu entwickeln. Dabei ist es entscheidend, die Siliziumschicht und die Gewebestrukturen optimal aufeinander abzustimmen, um die gravimetrische Energiedichte der Anode zu maximieren.

Das Fraunhofer FEP verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung von Rolle-zu-Rolle-Technologien, die eine kosteneffiziente und skalierbare Produktion ermöglichen. Auf dieser soliden Grundlage werden wir einen innovativen und ökonomisch attraktiven Rolle-zu-Rolle-Bedampfungsprozess entwickeln, um die Leistungsfähigkeit und Effizienz der neuartigen Elektrodenmaterialien zu maximieren.

LinTR Lernlabor für Industrielle Teilereinigung: Praxisorientierte Weiterbildung mit innovativem Konzept

Das LinTR Lernlabor bietet eine umfassende, praxisorientierte Qualifizierung für die industrielle Teilereinigung. Im Rahmen eines modularen Schulungskonzepts lernen die Teilnehmenden den Umgang mit verschiedenen Reinigungsverfahren, Qualitätsprüfmethoden und erhalten ein vertieftes Verständnis für die gesamte Prozesskette der Bauteilsauberkeit.

 

Schulungskonzept und Zielsetzung

  1. Modulares Weiterbildungssystem
    1. Flexibilität: Anpassung an unterschiedliche Zeitbudgets, z.B. Kompaktkurse (3 Tage) oder berufsbegleitende Qualifizierung zum „Geprüften Berufsspezialisten für industrielle Teilereinigung (IHK)“.
    2. Interaktive Lerneinheiten: Die Schulung deckt alle relevanten Bereiche der industriellen Reinigung ab, von Grundlagentheorie bis hin zu spezialisierter Technik. Sie fokussiert sich auf praxisnahe Anwendungen, um den komplexen Einfluss von Produktionsketten auf die Bauteilsauberkeit zu vermitteln.
  2. Prozesskette und Praxisnähe
    1. Didaktisches Konzept: Die Trainingseinheiten orientieren sich an den Schnittstellen der Prozesskette und simulieren reale Produktionsbedingungen. Dies hilft den Teilnehmenden, Reinigungsprozesse in ihren jeweiligen betrieblichen Kontext zu integrieren.
    2. Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Besonderer Fokus auf die Bedeutung von interdisziplinärer Kommunikation entlang der Prozesskette, um typische Schwachstellen zu erkennen und effiziente Lösungen zu finden.

 

Technische Ausstattung und praktische Lernumgebung

  1. Mehrkammer-Reinigungsanlage für flexible Ultraschallreinigung
    1. Variable Parametersteuerung: Die neue Mehrkammer-Ultraschallreinigungsanlage am Fraunhofer FEP ermöglicht eine gezielte Anpassung der Ultraschallfrequenzen, -richtungen und -leistungen für verschiedene Reinigungsanforderungen. Mit 100 Litern Fassungsvermögen pro Becken bietet sie Flexibilität für unterschiedliche Bauteilgrößen und Verschmutzungsarten.
    2. Praxisorientierte Übungen: Die Teilnehmenden können Prozessparameter variieren und somit die optimale Reinigungseinstellung für spezifische Verschmutzungen herausfinden.
  2. Vielfältige Lernorte und spezialisierte Labore
    1. Kooperierende Labore: Speziallabore wie das Laserlabor des Fraunhofer IWS und Reinraum - sowie Partikelsauberkeitslabore des Fraunhofer IPA stehen für spezifische Schulungsinhalte zur Verfügung. Je nach Lernmodul wird entweder direkt vor Ort oder via Live-Videoschaltung geschult.
    2. Simulationsmöglichkeiten: Praktische Versuche und Simulationen, z.B. für Spritzreinigungen, ermöglichen eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit verschiedenen Reinigungstechniken und deren Anwendungsmöglichkeiten.

 

Zielgruppe und Vorteile

Das LinTR Lernlabor richtet sich an Fachkräfte, Berufseinsteiger sowie Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden für steigende Sauberkeitsanforderungen qualifizieren möchten. Neben technischem Wissen vermittelt das Labor die Kompetenz zur systematischen Analyse und Optimierung komplexer Prozessketten.

 

Start und Verfügbarkeit

Ab Herbst 2024 ist das LinTR Lernlabor vollständig einsatzbereit und bietet ein breites Spektrum an Modulen, ideal abgestimmt auf die spezifischen Anforderungen produzierender Unternehmen.